„Bist du Kevin?“
Ein kleiner Beitrag über das Ausnutzen von Vertrauen bei Whatsapp
Eine unbekannte Nummer meldet sich per Nachricht und fragt unverfänglich nach einem vermeintlichen Freund. Aber da steckt mehr dahinter…
Grad ist es wieder passiert und auch, wenn ich euch den Anfang nur beschreiben und leider nicht mehr zeigen kann (hab den Verlauf bei WhatsApp gemeldet), hatte ich den Einfall mal darüber zu schreiben und euch zu sensibilisieren.
Was ist passiert?
Eigentlich nicht viel. Ich sitze hier, arbeite und das Telefon piept. Eine unbekannte Nummer hat mir über Whatsapp geschrieben. Das passiert ab und an mal, gerade auch deshalb, weil die Nummer meines Mobiltelefons hier auf der Seite präsent und für alle zugänglich aufgeschrieben ist.
Ich nehme mein Telefon zur Hand, entsperre es und werfe einen Blick auf den Chat.
"Bevor ich jetzt anrufe, wollte ich mal fragen ob du Kevin bist?"

Das gesendete Bild soll Vertrauen wecken
Das Profilbild zeigt eine hübsche Asiatin in einem Hosenanzug. Auch immer gleich. Also dass es eine Asiatin ist, nicht der Hosenanzug.
Die letzten Male, die ich mich mal darauf eingelassen habe, endeten immer gleich. In ihrer Freizeit ist sie Brokerin für digitale Währung (meist BitCoin) und nach weiteren Nachfragen empfiehlt sie eine Seite, auf der man BitCoin einzahlen kann. Bei dem Verein ist sie natürlich auch und kassiert richtig ab.
Sie schickt dann Bilder von ihrem letzten Einkauf und dass sie sich dann doch für beide Prada Taschen entschieden hat. Es suggeriert Luxus und nicht auf die Mark achten. Kurze Erläuterung für alle Millenials – Mark hieß damals der Euro und hat nix mit dem Forster zu tun. Mal sind die Ansprachen in Englisch und ab und an (so wie dieses Mal) auf Deutsch, aber grottenschlecht übersetzt.
Schon drei Mal erlebt und diesmal war ich aber in der Stimmung hier mal etwas mehr den Spaß in den Vordergrund zu stellen. Warum nicht mal etwas Quatsch erzählen und schauen wie weit man es treiben kann?!
Also hab ich geantwortet, dass ich die Nummer schon länger habe und es natürlich nicht sein kann, dass die Nummer ihrem „Kevin“ gehören würde. Sie freute sich aber trotzdem über die nette Antwort und fragte mich nach meinem Namen.
Ich bin der Uwe!
Kam ihr nicht komisch vor. Als ich nach ihrem Namen fragte, wusste ich auch warum.
Busch Rita!
Ich tat interessiert und fragte woher der Name denn wohl käme, wissend, dass sie wohl Nachname und Vorname verwechselt hatte. Da dachte ich bei mir aber komm, wer bin ich ihr zu sagen dass Busch ein seltsamer Vorname ist.
Sie käme aus Singapore. Dazu sollte man wissen, dass es in vielen asiatischen Ländern normal ist, den Nachnamen vor dem Vornamen zu verwenden. Aber auch nur da. Sie fragt mich nach meinem Alter und ich sage, dass ich Mitte Vierzig bin. Ihre Antwort „40?“ wäre hier übrigens auch schon wieder ein guter Hinweis darauf, dass hier was nicht richtig läuft.
Nach etwas hin und her, sie hat mir erzählt, dass sie im Kleidungsim- und export arbeitet, gibt sie mir ihre Privatnummer, mit der Begründung, dass man über das Arbeitstelefon ja nicht alles schreiben könnte. Ich schrieb ihr also auf die Privatnummer und meldete die Arbeitsnummer bei WhatsApp, was leider zur Folge hat, dass der Chat gelöscht wird.
Den zweiten Chat hab ich für mich und für euch noch konserviert und werde ihn hier grad mal mit euch aufarbeiten…
Ich weiß nicht, was da los war. Wahrscheinlich hat sie mehrere Chats parallel und dachte, sie schreibt mir mal locker auf Französisch. Spätestens JETZT sollte man misstrauisch werden.
Aber ich bin ja nett und schicke ein Fragezeichen. Sollte ja international als „Hä?“ anerkannt sein! Tatsächlich schickt sie mir darauf hin aber ein Bild von sich. Das ist die gelöschte Nachricht im Verlauf.
Ich gebe mich als Single aus – immerhin möchte ich mal schauen, wie weit ich mit der Nummer komme.
Sie möchte ein Foto und ich schicke ihr einen Screenshot von meinem WhatsApp Profilbild. Kann ja eh jeder sehen und ist unverfänglich! 🙂
Dann gibt sie weiter Gas…
Ich hab wirklich überlegt was ich sage, aber hey, wer mag denn bitte keine Yoga Trainer?! Vor allem wenn sie Uwe heissen und das seit zwanzig Jahren machen ist das ein Garant für einen Catch.
Damit ich nicht nur reagiere sondern auch aktiv was beitrage frage ich, wie lange sie ihren Job schon macht…
Ihr Einwand ist berechtigt. Wie kann ein Yoga Trainer nicht verheiratet sein?! Also, der übliche Grund, ich bin geschieden. Ich möchte ja nicht wie ein Creep rüber kommen, mit dem keine Frau was anfangen kann.
Sie ist auch Single, also, werde ich mal etwas frecher…
… und werde direkt in die Schranken gewiesen. Offensichtlich kann man mit nur einem Bild keine Freunde sein. Sie möchte mehr oder beendet den Chat.
Ich frage freundlich nach …
Also noch ein Foto schicken und ich kann mich kennen lernen. Möchte ich das? Auf meine Nachfrage beendet sie das Gespräch.
Zunächst. Denn, sie will ja nicht aufhören.
Ich nehme mir Zeit und schaue mir das Foto von ihr an und überlege, welches Foto ich zurückschicken kann. Immerhin möchte ich die Kommunikation ja auch noch weiter führen. Ich suche bei Google nach Yoga Trainern bei der Arbeit und finde bei Adobe Stock ein Foto, dass ich ihr schicke.
Eigentlich finde ich mich schon großartig, aber Frauen gegenüber muss Uwe etwas tiefer stapeln. Zu eingebildet sein macht einen Yoga Trainer unsympathisch. Und nicht nur die.
Sie hakt nach…
Die naheliegenste Begründung war Eifersucht. Können andere Frauen auch bestimmt nachvollziehen…
Jetzt bekommt der Chat grad einen komischen Twist. Warum sollte ich sie nicht haben können!?
Ich hake nach und zwei Minuten passiert nichts. Dann lasse ich sie wissen, dass ich natürlich gut ausgestattet bin. Für Uwe ist es DAS Argument, dem keine Frau widersprechen kann…
Und dann kommen wir zum Grande Finale…
Fazit
Wer auch immer hier am anderen Ende chattet, hat offensichtlich das Ziel Daten zu sammeln. Fotos, Namen, Berufe, … alles was man im Zweifel noch in Kombination mit der Telefonnummer verwenden kann.
Seid bitte vorsichtig was ihr bei solchen Chats angebt, oder habt ein wenig Spaß mit falschen Daten und versucht euer Gegenüber aus der Rolle zu treiben. Egal wie vertrauenswürdig die Person scheint, checkt alle Seiten über Google die sie angibt, überweist niemals BitCoin an ein Konto, dass ein gutes Investment verspricht und über das ihr bei Google kaum was findet.
Die Personen am anderen Ende sind skrupellos. Auch mit dem Wissen, dass man wie ich, drei Kinder hat und davon eins besonders, man finanziell schauen muss wo man bleibt, versuchen sie weiterhin dich zu Investitionen zu treiben.
Warum?
Weil man BitCoin Wallets nicht zurückverfolgen kann und „zurückbuchen“ funktioniert auch nicht. Die BitCoins sind weg.
Am Ende, bitte unbedingt, solche Nummern melden! Das geht über die Kontaktinfo ganz im unteren Bereich.