Nenne eine Frage, die du gar nicht gerne gestellt bekommst… Warum?

Es gibt da ein paar Fragen, die ich schon nicht mehr hören kann. Ich wähle mal Eine aus, auf die ich inzwischen auch fast nicht mehr höflich antworten kann.

Der Ablichter Markus Hofmann kann es nicht mehr hören eine Frage die nervt

Ihr kennt das bestimmt, nichts ahnend geht ihr zur Arbeit. Die Nacht war wieder anstrengender als gedacht, weil das kleinste Kind meint, seine Ängste im Dunkeln spontan doch nicht verarbeitet zu haben und, um das den Eltern mit energischem Schreien, Nachts um drei, dies mitteilen zu müssen. Der letzte Rest Kaffee rinnt widerwillig aus der Kanne in eure Kaffeetasse, die ihr liebevoll als „Fifty Shades of Braun“ bezeichnet. Die Tasse wird nichtmal halb voll. Ihr leert die Tasse in einem Zug, was wirklich keine Herausforderung ist, und merkt an dem spontan enstehendem Brechreiz, dass die Plörre noch von gestern übrig war und keiner der Kollegen es für nötig hielt, heute nochmal etwas flüssige Motivation in der Kaffeemaschine zu produzieren. Am Schreibtisch spült ihr die traurigen Reste, die sich wie ein Film über die hinteren Zähne gelegt hat, mit Wasser herunter, als auch schon ein Kollege, mit rheinischer Frohnatur, neben euch steht und fragt, ob du heute „zum Bleistift“ mal etwas von seiner Arbeit übernehmen kannst, um sich mit einem „Tschüsseldorf!“ und einer leichten Contreau-Fahne deinem Büro zu entwinden.

Das ist doch schon mal ein richtig guter Start in den Tag, oder?!

Wenn ich Hochzeiten begleite, bin ich natürlich nicht in dieser Stimmung. Meine Tage fangen besser an, auch nicht im Büro und mit anständigem Kaffee, der frisch aufgesetzt wird. Aber behaltet diese Stimmung mal im Hinterkopf, wenn es nachher zu der Frage kommt.

Seit etwa 19 Jahren begleite ich jetzt Hochzeiten und habe vieles auch durch Schmerzen gelernt. In den letzten Jahren meist, dass ich keine Zwanzig mehr bin und ich eine Begleitung von Morgens bis Abends mal körperlich besser verpackt habe. Ich habe mich von YouTube und anderen Fotografen inspirieren und schulen lassen, hab Geld in Ausrüstung und Tools gesteckt, Dinge ausprobiert und mit geliebten Menschen das Handwerk geübt.

Ich habe keine klassische Fotografenausbildung, was ich gerne gemacht hätte, aber dazu war es zu dem Zeitpunkt damals nicht mehr machbar. Trotzdem habe ich viel Energie in das Hobby gesteckt um daraus 2012 eine Firma zu machen.

Jeder meiner Kunden ist wie ein Freund für mich und für jeden gebe ich Alles was ich kann, ob um acht Uhr Morgens beim Getting Ready oder Abends bei der Mitternachtsperformance des Schleiertanz.

Und die Resonanz die ich seit Jahren bekomme gibt mir recht. Ich weiß was ich tue und ich liebe es. Vor allem auch mit Menschen wie euch zu arbeiten, die noch nie vor der Kamera standen und die selbst bei den unbearbeiteten Bildern schon stauen und sich fragen, ob sie das wirklich sind.

Es wird weniger, aber bei vielen Hochzeiten gibt es den einen Gast, der eine Spiegelreflexkamera besitzt oder kurz nach dem Krieg (erster oder zweiter wäre an dieser Stelle variabel) analoge Fotos gemacht hat. Der eine Gast, den man als Fotograf ab dem ersten Moment schon unangenehm wahrnimmt, weil man die taxierenden Blicke spürt und das Lauern auf vermeintliche Fehler.

Als erfahrener Fotograf sehe ich das entspannt. Er kann ja in dem Moment von mir lernen und schauen, wie ein Profi mit veschiedenen Situationen umgeht. Der Moment an dem es dann doch unentspannt wird ist, wenn man von diesen Personen in einen Dialog genötigt wird, der sich auch durch konsequente Einsilbigkeit in den Antworten nicht beeindrucken lässt.

Und dann kommt meist die eine Frage…

" Die Kamera macht 
bestimmt gute
Fotos! Oder? "

Nein, Uwe! Macht sie nicht! Und das ist genau dein Problem! Nur weil eine Kamera teuer ist, hängt es trotzdem von demjenigen ab, der sie bedient, ob gute Fotos oder dein zwanzigstes Bild von einem Krokus, leicht verwackelt und von vorne bis hinten in einer Art von Scharf, bei herauskommt, die dein Huawei drei Mal besser knipst.

Direkt bin ich in der Stimmung aus dem Beispiel von oben.

Es gibt viele Faktoren die zu guten Bildern führen. Ich mag Unschärfe und nutze deshalb ein Teleobjektiv das durchweg eine offene Blende hat. Die aktuelle Kamera erlaubt mir, auch bei schlechten Lichtverhältnissen eine angemessene Qualität abzuliefern. Ich gestalte das Bild im Kopf und halte es durch den Sucher fest.

Von alleine macht die Kamera erstmal gar nichts! Es ist die Kombination aus allem.

Der zweite Klassiker, wenn ich grad mal schon in Rage bin…

" Dafür, dass du 
zwei Stunden nur
auf einen Knopf
drückst, ist das
ganz schön viel
Geld! "

Keine wirkliche Frage, deshalb mag man mir nachsehen, dass ich hier nochmal nachtrete! NEIN, Rüdiger! Das Bild in deinem Kopf ist falsch von dem was ich für das Geld alles tue! Klar bin ich zwei Stunden vor Ort, aber ich hab mich vorher mit dem Brautpaar getroffen, wir haben einen Probeshoot gemacht und ich sitze im Nachgang noch an den Bildern und bearbeite sie nach und sortiere sie aus PLUS ihr bekommt meine ganze Erfahrung aus den vergangenen 19 Jahren.

*tief durchatmen*

Ich weiß, dass ihr, die ihr das hier gerade lest das wisst. Es ist auch nicht jeder ein Uwe oder ein Rüdiger, nur weil er sich auch mal gefragt hat wie sich der Preis zusammensetzt. Es ist das unwiderstehliche Gesamtpaket was jeden Fotografen vor Freude kotzen lässt.

Aber es gibt etwas, das wird euch jetzt beruhigen.

Bevor ihr panisch über eure Gäste nachdenkt und euch fragt, war ein Uwe oder Rüdiger dabei – es spielt keine Rolle. Als Profis werden wir Fotografen es uns nicht anmerken lassen wer uns grad wie nervt und somit werdet ihr das auch nicht mitbekommen. Einzig und allein der Duftspender im Auto hört sich auf der Rückfahrt nach Hause unser Gemotze an, während der Partner zu Hause maximal nur noch ein Kopfschütteln, auf die Frage wie es war, wahrnimmt und wir beim Ansetzen des Feierabendbiers schon vergessen haben, warum wir uns überhaupt darüber aufgeregt haben.

In diesem Sinn, Prost und schönen Feierabend!

Liebe Grüße, 
Markus